Zwischen Haarschneidekunst und Seelenkrisen.
Die Lehre vom Leben (mit Schere in der Hand) Mit 18 ging’s los. Friseurlehre – aber nicht bei irgendwem, sondern bei einer Friseur-Weltmeisterin. Dazu: Messerschnitt-Meisterin. Kein Witz. Klingt gefährlich, war’s auch – zumindest für Spliss. Während andere um die Häuser zogen, war ich mit Schere, Ehrgeiz und einer ordentlichen Portion Drama bewaffnet. Party? Klar. Chaos? Auch. Aber immer mit Fokus: Ich wollte einen Salon. Einen Bus. Ein Leben voller Möglichkeiten. Und die große Liebe. Am besten gleich alles auf einmal. Weil: Warum nicht?
Von Shampoo zu Mikroorganismen Direkt nach der Ausbildung stolperte ich in eine ganz andere Welt: Naturfriseurin. Zack, rein in die nächste Schulung. Kein normales Shampoo mehr, sondern Mikroorganismen, energetische Haarwäsche und die Erkenntnis: Die Kosmetikindustrie hat uns ganz schön im Griff. Und ich? Ich wollte frei sein. Selbstständig. Kreativ. Authentisch. Und vor allem: mein eigener Chef. (Spoiler: Das mit dem Chef-Sein ging besser als das mit der großen Liebe.)
Liebe, Jobangebote und ein bisschen Schicksal Da war dieser Bio-Markt-Job. Halbtags Haare, halbtags Kasse. Und da war ER. Mit Jobangebot und Charisma. Ich hab ja gesagt: Ich steh auf starke Männer mit Verstand. Und naja... so kam eins zum anderen. Highs, Lows, On, Off, Baby. Hochzeit. Und irgendwann: Scheidung. Als unsere Tochter vier war, war die Liebe durch. Aber der Salon? Der war da. Frisch eröffnet Anfang 2020 – endlich mein Traum. Drei Monate später kam der Lockdown. Und das war der Moment, in dem ich gemerkt habe: Ich kann kämpfen. Auch mit Hundewelpe (Dogge), Kind und geschlossener Ladentür.
Panik und Power Januar 2021. Ich ziehe um – alleine mit Kind, Hund.
Neue Wohnung, neue Rolle: Alleinerziehend. Nicht einfach nur „allein mit Kind“, sondern mit Verantwortung deluxe. Waldorfschule, Salon, Haushalt, Hund – ach ja, und ich mittendrin.
Zu diesem Zeitpunkt war ich innerlich ungefähr so sortiert wie meine Tupperdeckel-Schublade: Nichts passte wirklich aufeinander, aber irgendwie bekam ich trotzdem alles zu.
Dann kam April. Und mit ihm: die erste Panikattacke meines Lebens. Herzrasen, Atemnot, Gedankenkarussell auf Speed. Es war, als hätte mein Nervensystem beschlossen: „So, jetzt reicht's. Setz dich mal hin, wir müssen reden.“
Was hat geholfen? Ganz ehrlich: keine Ahnung und der unerschütterliche Glaube, dass ich nicht alles umsonst gemacht habe. Also: weiter.
Vanlife, Verlust & Visionen
2022. Raus aus der Wohnung, rein ins Haus. Nicht mein Haus – noch nicht. Aber größer, grüner, mit mehr Platz für Träume.
Die Scheidung war durch. Der Zugewinn? Symbolisch: Ich hab mich zurückgewonnen.
Und dann: der Roadtrip. Mit Kind, Dogge und 7-Meter-Camper von Ostsee bis Kroatien und Triest. Ich kann dir sagen: Nichts bringt dich dir selbst näher als die paar Quadratmeter auf Rädern, in denen alles nach nassem Fell, Freiheit und einer Zukunft schmeckt, die du dir selbst zusammenbaust.
Zwischen Vanlife-Gedanken, Salon-Alltag und Erschöpfung fing es an: die Reise zu mir zurück. Stück für Stück. Haarsträhne für Haarsträhne.
Von Funktion zu Emotion
Januar 2025. Schluss mit dem Stadtsalon. Ausgebrannt. Leer. Alles wirkte wie in Endlosschleife: Kunden, Haare, Smalltalk, Schulweg, Haushalt, repeat. Ich funktionierte – aber ich fühlte nicht mehr.
Dabei hatte ich alles, wovon ich mit 18 geträumt hatte: mein Kind, mein Beruf, mein süßes kleines Häuschen im Wald. Nur: Ich fehlte.
Also: Salon zu. Gefühle an. Podcast rein. Und irgendwo zwischen „Ben Unscripted“, „Nikita“ alias Nikibrah, TimoG., Spiritualität, Psychologie und Mindset und der nächsten Folge „Wie dein Nervensystem dich nicht sabotiert“, hab ich mich wiedergefunden.
Nicht komplett. Aber so, dass ich mich morgens wieder im Spiegel anlächle.
Umd jetzt: Bus, Baustelle, Biss
Jetzt steh ich hier: Im Tiny-Waldhaus mit Baustellen-Flair, einer Tochter in der Waldorfschule, einer Dogge namens Ruby, einem adoptierten Straßenhund und einem Plan, der so verrückt klingt, dass er genial sein muss.
Der Salon kommt in den Bus. Ja, du hast richtig gelesen. Bus. Rollen statt Warten. Draußen statt Dauerwelle. Haartherapie mit Waldblick.
Zwischen Van-Ausbau-Videos, gesunder Ernährung, Gedankenhygiene und Business-Ideen, die schneller wachsen als meine To-do-Liste, merke ich: Ich hab wieder Lust. Auf Leben. Auf Tiefe. Auf Glanz. Auf echt.
Vom Glanz zur Glühbirne – Erleuchtung auf eigene Gefahr
Ich dachte, ich müsste nur einmal richtig "alles schaffen". Dann wär's gut. Also Kind, Hund, Haus, Salon, Freiheit, bisschen Selbstheilung, vielleicht ein Mann mit Bart und Ahnung. Check.
Doch was passiert, wenn du plötzlich alles hast, was du wolltest, und trotzdem das Gefühl bleibt: „War’s das jetzt?“
Dann fängst du an, die Glühbirnen zu wechseln. Nicht im Haus – im Kopf.
Waldorfschule, Waldhaus, Wahnsinn= www.
Morgens 6:30 Uhr. Die Tochter muss zur Waldorfschule. Sie lernt Eurythmie, ich lern Geduld. Während andere Eltern Kaffee trinken, hab ich schon dreimal das Müsli umgerührt, der Dogge erklärt, warum sie nicht mit in den Bus darf, und dem Straßenhund erklärt, dass wir nicht jedes Auto jagen.
Mein Alltag fühlt sich manchmal an wie ein schlecht geschnittenes TikTok-Video: alles passiert gleichzeitig, aber nichts in chronologischer Reihenfolge.
Aber: Ich hab wieder Bock.
Bock auf Veränderung.
Bock auf echte Gespräche.
Bock auf ein Business, das mehr ist als Haare schneiden.
Vielleicht will ich keine Coachin werden. Vielleicht will ich einfach nur erzählen. Echt, ehrlich, lebendig.
Glanzover statt Makeover
Ich hab keine Lust mehr auf „ganz oder gar nicht“. Ich will ein Glanzover. Kein Neuanfang, sondern ein Wiedersehen mit mir selbst.
Und ich glaube, das ist mein wahres Business.
Menschen berühren – mit Schere, mit Worten, mit dem, was echt ist.
Und wenn’s manchmal wackelt, ist das okay.
Ich bin nicht perfekt.
Aber ich bin da.
Mit Föhn, Herz und Humor, mit meinem süßen Minihaus, das ich mit Ach, Krach gekauft hab, und dachte:
„Cool. Aber irgendwie… ist hier niemand, der mich mal kurz festhält, während ich das Regal in mir selbst neu anschraube.“
Also hab ich’s selbst gemacht.
Ich machte weiter, mit lesen, zu hören und inhalieren:
📻 Podcasts.
📚 Bücher.
🎥 YouTube-Videos.
🧠 Biohacks, Mindsets, Nervensystem-Sachen.
Ich wollte kein neues Ich – ich wollte endlich das echte.
Und weißt du was? Ich war längst da. Ich hatte mich nur zu lange hinten angestellt.
Zwischen Baustelle, Bus und Burnout – und: Wo bleibt eigentlich der Mann?
Da steh ich nun – zwischen halb gestrichenem Wohnzimmer, einem Hund mit einer halben Maus im Maul (Ruby, was zur....?), einem Kind, das mich fragte, warum sie in der Waldorfschule keine Noten bekommt, und einem Bus, der auf dem Parkplatz steht und so tut, als würde er sich von selbst zum Salon umbauen. Spoiler: Tut er nicht.
Ich bin die Projektleitung meines Lebens, CEO of Chaos. Meine To-do-Liste ist eine Mischung aus IKEA-Anleitung, spiritueller Lebensberatung und Werkstattplan.
Bus ausmessen für Friseurstuhl (der übrigens 25 kg wiegt, das weiß man erst, wenn man ihn mal ALLEIN in einen Bus heben will)
Kind zur Schule fahren, dabei nicht wie ein Wahnsinniger im Pyjama aus dem Auto winken
Ernährung optimieren, kein Kaffee (haha), lieber Zitronenwasser (ernsthaft?!)
Spirituelle Podcasts hören, aber bitte keine toxische Positivität mehr, mir reicht schon meine optimistische Steuerberaterin.
Und dann war da ja noch dieses unterschwellige Gefühl, nennen wir es... Sehnsucht. Nicht die kitschige Hollywood-Art, sondern dieses leise, nervige „Ich wünsch mir jemanden, der auch mal den Müll rausbringt, bevor er überquillt“.
So ein Mann, der mitdenkt. Mitfühlt. Mitträumt. Und der mit dem Akkuschrauber umgehen kann, ohne YouTube-Tutorial.
Aber da war keiner. Also hab ich’s wieder selbst gemacht.
Ich hab geschraubt, geschwitzt, geglaubt, geflucht und gelacht. Hab mit einem Akku-Schlagbohrer einen halben Nervenzusammenbruch gebohrt.
Und abends, wenn die Tochter schläft, der Hund sich leise aufs Sofa schlich (obwohl er nicht durfte) – dann saß ich da.
Zwischen Wandfarbe unter den Nägeln und einer dampfenden Tasse Kräutertee. Und ich war stolz.
Weil ich trotz allem nicht zusammengebrochen war.
Ich hab zwar keinen Mann an meiner Seite, aber eine Mission:
✨ Ein rollender Friseursalon, der nicht nur Haare schön macht, sondern auch Seelen entknotet.
✨ Ein Leben, das nicht perfekt ist, aber verdammt echt.
✨ Und ein Herz, das sich langsam wieder traut, laut zu schlagen.
Und wer weiß – vielleicht biegt irgendwo in diesem Chaos ja doch noch einer um die Ecke, mit Humor, Werkzeugkoffer und einem Herz für durchgeknallte Naturfriseurinnen mit Dogge.
Aber bis dahin?
Baue ich weiter.
Mein Bus. Mein Leben. Mich selbst.
Und hoffe Ihr seit dabei💪💪💪